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Wir trauern um Peter Sodann

Das Team der Saxonia Media verabschiedet sich von dem Schauspieler und Gründungsintendanten des neuen theaters Halle Peter Sodann, der am 5. April 2024 in Halle/Saale im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Von 1995 bis 2007  spielte er in 33 Tatort-Filmen der Saxonia Media mit Leidenschaft und großem Erfolg seine Paraderolle, den sächsischen Tatort-Kommissar Bruno Ehrlicher und prägte das Format maßgeblich. Als „Columbo des Ostens“ wurde er zum Publikumsliebling in Ost und West.

Möge sein Lebenswerk, welches er in seinem so facettenreichen Leben geschaffen hat, weiterleben und inspirieren. Wir sind dankbar für die wunderbaren Erinnerungen an Peter Sodann und für die gemeinsame Zeit mit ihm.    

Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei seiner Familie.

Ruhe in Frieden, lieber Peter.

 

In Erinnerung an Peter Sodann

Von einem, der auszog, die Welt zu verbessern

„Es geschehen schon noch Wunder. Zum Beispiel: Vor kurzem traf ich einen Jungen, dem war es langweilig, furchtbar langweilig. Da habe ich gesagt, komm setz dich mal her, neben mich, wir gucken mal den Baum an. Der Wind weht gerade, das Blatt bewegt sich so, der Wind kommt aber von dort. Und dieses Blatt bewegt sich so. Wo kommt jetzt der Wind her? Das ist doch ein Wunder. Da hat er mich groß angeguckt, wieso? Und da habe ich gesagt, siehst du, diese kleinen Wunder ergeben ein ganz großes Wunder und das ist das Leben. Über das Leben musst du nachdenken. Und nicht übern Kochtopf.“ - Peter Sodann -

Fast hätten wir es vergessen: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er braucht auch etwas, woran er sein Herz hängen kann. Etwas, wofür es lohnt, sich den Kopf zu zerbrechen, eine Idee vom Leben. Staucha im Landkreis Meißen. Ein Ort, der sich zwischen die sanften Hügel duckt, als könne er von den Scharmützeln der Gegenwart verschont bleiben. Hierher ist Peter Sodann an seinem Lebensende gezogen – seiner, feierlich gesagt, historischen Mission zuliebe.  

Peter Sodann: „Was du nicht selber tust, tut für dich kein anderer. Das war immer mein Lebensmotto. Aber dieses Lebensmotto hat auch einen großen Haken, das weiß ich. Man braucht dafür auch die anderen.“

In Staucha ist die Peter Sodann Bibliothek untergekommen. Zwei Millionen Bücher. Es können auch mehr sein, denn immer wieder kommen welche hinzu, die Leute geschickt haben Was für eine bemerkenswert verrückte Idee: Alle Bücher, die auf dem Gebiet der DDR gedruckt wurden, zwischen dem 8. Mai 1945 und der folgenreichen Mitteilung von Günther Schabowski über die unverzügliche Grenzöffnung am 9. November 1989, finden hier Obhut. Bücher als Gestrandete eines Landes, das verschwunden ist. Mit dem Retten hat Sodann 1990 begonnen. Seinerzeit haben Bibliotheken ihren Bestand an DDR-Büchern auf dem Müll entsorgt, wie eine verdorbene Ware.

Peter Sodann: „Es ist ja so, es kommen ja viele Menschen hierher, die sich bei mir bedanken. Andere halten mich für blöd, das ist klar. Aber es gibt ja auch immer welche, die kommen und sagen, Herr Sodann, es ist ganz gut, dass wir uns mal wieder zurückerinnern. Allerdings wusste ich nicht, wie schnell die Menschen ihre Vergangenheit vergessen. Aber ich kenne einen Spruch: Das Vergessen ist die Mutter der Verwahrlosung.“

Fürwahr, die Erinnerung ist eine mysteriöse Macht, im Guten wie im Schmerzvollen. Und die Sodann-Bibliothek, sie behauptet sich als beherzte Enklave in einer ländlich beschaulichen Gegend. Dann und wann verschickt die Post Bücher aus der Bibliothek nach Italien, Hamburg und bis nach China. 

Hier in Staucha dreht das Leben auf eher prosaische, nüchterne Art seine Runden.  Peter Sodanns Heimat indes, ist der gewagte Gedanke, die himmelstürmende Idee, der hintersinnige Witz. Er hat sein Elternhaus in Weinböhla und sein Haus in Halle verkauft, um die DDR-Bibliothek in Staucha auszubauen.

Schon einmal in seinem Leben hat Peter Sodann konsequent und unerschrocken einen Traum verfolgt. 1980 kam er nach Halle als Schauspiel-Direktor. Er wurde mit den Jahren zu einer Art Sehenswürdigkeit der Stadt und später folgerichtig zum Ehrenbürger von Halle. Ein Gesandter der Kultur, für den das Leben die Fortsetzung der Kunst mit anderen Mitteln ist. Halle war in jenen 80-iger Jahren eine graue Diva. Die einstige Eleganz war der Stadt noch anzumerken, aber die Zeit und der Verfall hatten sich in ihre Mauern gefressen. „Ruinen schaffen ohne Waffen“ war eine der lakonischen Umschreibungen für das bedauerliche Bild der Innenstadt.  

Peter Sodann: „Stellen Sie sich mal vor, wir würden jetzt durch die ehemalige DDR fahren. Da haben wir kein vernünftiges Dach mehr, da haben wir keinen gemauerten Schornstein mehr, der da oben raus ragt, all diese Dinge wären weggefallen. Ich weiß auch, wenn die Wende nicht gekommen wäre, würden wir heute in Halle in Zelten leben.“

Mitten in Halle in der Spiegelstraße, Ecke großen Ulrichstraße hat Sodann mit seinen Schauspielern ein altersschwaches Kino gekapert, um das „neue theater“ zu bauen. Fortan trat das Ensemble in einer Doppelrolle auf. Tags als Baubrigade, abends als Mimen. Blaumann statt Kostüm. Staub statt Schminke.

Es gab sage und schreibe ein einziges Baugerüst auf Zuteilung für die Kultur in Halle und das stand immer schon woanders. Improvisation war die Kunst des Überlebens in der DDR. Weil in jenen Jahren alles Baumaterial an Berlin, die Hauptstadt, abgetreten wurde, organisierte Peter Sodann eine lokalpatriotische Verschwörung unter der Parole: „Einer für alle, alles für Halle und nichts mehr für Berlin!“

Peter Sodann: „Man musste ja alles besorgen. Ich bin allein, um das Café hier unten zu bauen, mit meinem Trabant, später mit dem Wartburg, einmal um die Welt gefahren. Also ich meine, um unsere Welt. Von Rostock nach Suhl, von Suhl wieder nach Rostock, überall habe ich etwas zusammengetragen. Zum Beispiel für das Gaststättenporzellan bin ich nach Colditz, da bin ich mehrere Male gewesen, beim letzten Mal bin ich dann auf die Knie gegangen und bin auf den Knien reingelaufen in das Direktorenzimmer. Da hat der wahrscheinlich gedacht, jetzt wird der langsam verrückt, ich gebe ihm lieber dieses Porzellan.“  

Gegen den überrumpelnden Eigensinn Sodanns war Widerstand zwecklos. 23 Jahre ihres Lebens haben seine Schauspieltruppe und er in das „neuen theater Halle“ verbaut. Es ist, hochtrabend gesagt, sein Lebenswerk.

Peter Sodann: „Ich hatte als junger Mensch ein Kellertheater in Leipzig gebaut. Ich habe in Karl-Marx-Stadt die Kantine umgebaut, ich habe in Erfurt die Bühne mit umgebaut. Ich habe immer etwas gebaut, weil, nur Künstler ist mir in dem Sinne zu wenig“

„Schwer ist die Kunst, vergänglich ist ihr Preis, dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze …“ So ist es bei Friedrich Schiller. Peter Sodanns Schauspiel-Kunst indes, wollte über den Tag hinauswirken.

1992 wurde er im wiedervereinigten Deutschland der sächsische Tatortkommissar Bruno Ehrlicher. Er spielte einen Kommissar, der den neuen Verhältnissen reserviert begegnet. Früher bei der Volkspolizei angestellt, nunmehr unter dem neuen Chef aus Bayern ermittelnd.

Und Kommissar Bruno Ehrlicher war immer mehr als nur eine abendfüllende Rolle. Er war eine kluge Projektionsfläche für deutsche Befindlichkeiten und Empfindlichkeiten.  

Peter Sodann: „Man sagt ja oftmals zum Ehrlicher, sie sind ja die Stimme des Ostens. Das sagen sie einfach die Leute, aber das ist schwer erkämpft, muss ich sagen, weil, in den Büchern, steht es nicht, oder zumindest sehr gering. Es gibt da so eine Art und Weise, die ehemalige Deutsche Demokratische Republik vergessen zu machen. Und das kann ich ja nun gar nicht leiden, aus dem einfachen Grund: Ich habe da gelebt, geliebt, gehofft, was weiß ich, und war erzürnt. Und als Schauspieler hat man, wenn man einen vernünftigen Regisseur findet, oftmals die Gelegenheit, dies oder jenes mit unterzubringen.“

Sodanns Arbeit im Tatort, sei ein wichtiger Baustein für die deutsche Einheit, hieß es bedeutsam bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an ihn.2007 ging Bruno Ehrlicher in den Ruhestand.

Peter Sodann wurde am 1. Juni 1936 in Meißen geboren. Die Familie zog alsbald nach Weinböhla. Eine von Weinbergen umrahmte Gegend, am Horizont fließt die Elbe auf und davon.  Sodann blieb ohne Geschwister. Er war nach damaligem Ermessen ein spätes Kind. Seine Mutter Elsa war schon Einunddreißig, Landarbeiterin. Sein Vater Willi arbeitete als Stanzer und war Mitglied der Kommunistischen Partei, lebensgefährlich in jener Zeit. Sodanns liebste Freunde waren Bücher und ihre Helden.

Peter Sodann: „Ich konnte, als ich in die Schule kam, schon lesen. Also, ich habe mir das selber beigebracht. Nicht die kleinen Buchstaben und die Sütterlinschrift aber die Kinderbücher, die man schon hatte, konnte ich lesen. Und ich war ein sehr und bin es auch heute noch, im innerlichen ein weicher Hund. Und ich habe immer mitgefühlt und weinte nun, wenn es dem schlecht ging im Buch. Und da hat meine Mutter einen Satz geprägt: Junge, lies nicht so viel, du wirst ja noch ganz dumm davon im Kopf.“

Im Frühjahr 1944 musste Willi Sodann die ausgedünnten Reihen der Wehrmacht an der Ostfront auffüllen. Wenn in diesen Jahren in Weinböhla der Pfarrer die Post überbrachte, war dies das untrügliche Zeichen dafür, dass jemand gefallen war. Ende August bekamen Elsa und Peter Sodann die Post vom Pfarrer.  

Peter Sodann: „Der Tod meines Vaters war schlimm für mich. Der spielt bis heute eine außerordentlich große Rolle in meinem Dasein. Aber, dass bei meinen Freunden die Väter wiederkamen, das ist mir versagt geblieben. Meine Mutter war sehr kaputt durch dieses Erlebnis und das wünsche ich auch niemanden. Ich habe davon geträumt, dass mein Vater mich an die Hand nimmt und sagt: Komm, wir gehen jetzt mal in die Dorfschänke und trinken ein Glas Bier.“

Das Leben ging in Weinböhla seiner Wege, aber es war einsamer geworden in der Familie Sodann. Peter Sodann lernte Werkzeugmacher im Betrieb, wo schon sein Vater gearbeitet hatte. Damit er an die Maschinen reichte, bekam er vom Meister eine Fußbank zugeteilt. „Der Kurze“ war für lange Zeit sein Spitzname.

Am 17. Juni 1953 streikte das Land und im Handumdrehen standen sowjetische Panzer vor Sodanns Werktoren. Erschüttert über diesen Aufmarsch, trat er aus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft aus. Doch es gab in Weinböhla einen Motorsportklub, den Sodann liebte. Ausgerechnet der Fahrlehrer des Klubs war verantwortlich für die Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Sodann trat wieder ein. Der Mensch ist eben anfällig, wenn er Wünsche hat.

1957 ging Sodann nach Leipzig an die Karl-Marx-Universität, um Jura zu studieren. Er fand ein erstaunlich freies und geistig reges Klima vor. Es galt noch das Prinzip Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft des an der Universität lehrenden Philosophen Ernst Bloch.  

Sodann traf Gleichgesinnte und hatta eine neue abendfüllende Beschäftigung. Er wurde Mitglied im Kabarett „Rat der Spötter“ und ihr neuer Chef. Zu dieser Zeit war sein Spitzname „Gomorra“. Sodann und Gomorra. Das hieß, wo Sodann auftauchte, hatte der Spaß freien Lauf.     

Konnten die Spötter sich 1959 zum Republikgeburtstag noch mit dem Transparent „Zehn Jahre DDR – zehn Jahre Satire“ problemlos in Leipzig zeigen, war der Spaß im Sommer 1961 vorbei. In der Zeit des 13. August, der verhängnisvollen Einmauerung der DDR, ein Kabarett-Programm mit dem unverkennbaren Titel „Wo der Hund begraben liegt“ zu spielen, war plötzlich tollkühn geworden.

Am 9. September klingelten des Morgens zwei Herren in beigefarbenen Jacken bei Sodann. Er wurde in das Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit in Leipzig gebracht. Ihm wurden staatsgefährdende Hetze und konterrevolutionäre Umtriebe vorgeworfen.  

Peter Sodann: „Und du kriegst auf einmal eine Anklageschrift und diese Anklageschrift lautet auf 10 Jahre. Und da kriegste Dampf. Weil, 10 Jahre, da rechnest du aus, jetzt bist du so und so alt und dann 10 Jahre? Gut, bei guter Führung, lassen sie dich vielleicht nach 8 Jahren raus, aber es ist doch eine lange Zeit, weil man so lange nicht denken kann.“

Sodann war Häftling Nummer 72 Strich 3. 72 war die Zellennummer und 3 die Pritschennummer.

Er wurde fleißig verhört, aber hatte nichts zu gestehen: „Die Vernehmungen laufen doch dann ungefähr so: Sodann sie waren doch gegen die Kulturpolitik der Deutschen Demokratischen Republik. Ich sage, ich war nie gegen die Kulturpolitik der DDR. Doch, sie haben gesagt, das Opernhaus in Leipzig, als es erbaut und fertig war, ist scheiße. Nee, das habe ich nie gesagt. Doch, wir haben Zeugen dafür, dass sie das gesagt haben. Na ja, meinet wegen. Man sagt immer mal was, es hat mir auch nicht richtig gefallen. Aber meinen sie denn, dass der Genosse Walther Ulbricht, der hat doch den Erbauern des Opernhauses den Nationalpreis gegeben. Meinen sie denn, dass der WaltherUlbricht so dumm ist, auf Scheiße den Nationalpreis zu geben? Da biste schon im Reigen, wie willste das entkräften? Kannste nicht. “

So ging es auch bei der Gerichtsverhandlung weiter: Sodann erzählte seinen Lebenslauf – der Richter brüllte: „Wenn das so weitergeht, wissen wir gar nicht, warum sie hier sind!“ Sodann: „Da hab ich gesagt, das möchte ich auch gern wissen.“ Einer der Schöffen wusste es besser. Der Sodann habe sogar ein Buch von diesem Albert Camus gelesen, „Die Pest“. Ein halbes Jahr später wurde es dann auch in der DDR offiziell herausgegeben ...

Das Urteil des 1. Strafsenates des Bezirksgerichtes Leipzig vom 8. Juni 1962, gefällt um 10 Uhr vormittags: Ein Jahr, zehn Monate. Noch am selben Tag aber in vier Monate Bewährung umgewandelt.

Und auch hier fand er seinen eigenen Weg der Vergangenheitsbewältigung als Schauspieler: Sodann: „Ich habe sie im Prinzip alle gespielt. Im Tangospieler habe ich den gespielt, der mich verhaftet hat. In Nikolaikirche den, der mich vernommen hat. Und im Deutschlandspiel den Mielke, der Hauptverantwortliche dafür, dass wir überhaupt eingeknastet wurden.

Und nun? Der Staat, an dem sein Herz hing, behandelte ihn als Querulanten. Sodann bewährte sich in der Produktion, studierte Schauspiel und fand im Berliner Ensemble bei der allmächtigen Intendantin und Brecht-Witwe Helene Weigel Asyl. Regisseur Manfred Wekwerth besetzte ihn für seine Inszenierung des Brecht Stückes „Die Tage der Commune“.  Manfred Wekwerth sagte einmal über ihn:

„Ich nenn Sodann immer mit dem Begriff von Strittmatter Bienkopp also Ole Bienkopp. Bienkopp heißt ja Bienen im Kopf und gibt keine Ruhe. Also insofern ist er einer der produktivsten Menschen und zwar auf allen Gebieten. Für Leute, die ihre Ruhe haben wollten und ängstlich waren, war er immer gefährlich. Weil, er gab nie Ruhe und das war bei uns sehr gefragt und wahrscheinlich von Brecht geprägt und so passte er sehr gut rein.“  

Sodann wurde am Berliner Ensemble froh aber nicht glücklich. Die großen Rollen spielten immer schon Hilmar Thate und Ekkehard Schall. Und für ein Leben als passabler Nebendarsteller, war er nicht angetreten.

Es zog ihn weiter an die Theater Erfurt, Karl-Marx-Stadt und Magdeburg. Dort wurde er zum Schauspieldirektor befördert. Es zählte zum launenhaften Wesen der DDR, dass der einst zum Staatsfeind verurteilte und aus der Partei ausgeschlossene Sodann, nun ein Theater anführen durfte. Gleichwohl behielt die Staatssicherheit ihn im Auge. Peter Sodann trat „erneut negativ in Erscheinung“, wie Gerhard Wolter berichtete. Sodann sei von den Werktätigen erschüttert, weil die nicht merken würden, wie abgestumpft sie seien. Und das neue Karl-Marx Monument sei so groß, dass sich die Menschen klein und unscheinbar vorkämen, wie Sklaven.

Die Wirklichkeit stellte die alten Ideale längst in den Schatten. Für Sodann eine bittere Erfahrung.1986 bekam er den Nationalpreis der DDR für seine Rolle des Hamburger Kommunisten John Schehr.   

Peter Sodann: „Nach dem Ernst Thälmann-Film, da wurden die Guten, die im Ernst Thälmann-Film waren, ich spielte damals den Schehr, ausgezeichnet mit dem Nationalpreis und die Bösen, wie Goebbels oder so, die sind leer ausgegangen an diesem Tag.“

Peter Sodann war in seinem Leben schon viele Rollen: König, Bauleiter, General der Staatssicherheit, Pfarrer, Kommissar, Intendant …

... und ganz kurz auch Bundestagskandidat. Dazu sagte er rückblickend: „Standpunkte sind keine Stehpunkte. Ich räume jedem Menschen das Recht ein, dass er nachdenkt und dass er Entscheidungen korrigiert, die er als falsch ansieht. Ob das innerhalb einer Minute passiert oder bei manchem nach 20 Jahren, ist egal. Viel schlimmer ist es, wenn Menschen starrköpfig und trotzig auf falschen Entscheidungen beharren. Das hat in der Geschichte schon viel Schaden angerichtet. Und um auch das nochmal ganz deutlich zu sagen: Meine Absage an das Linksbündnis hat nichts mit einem politischen Gesinnungswechsel zu tun. Ich bin links erzogen, mein Vater war Kommunist und ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass es in Deutschland eine neue demokratische Linke braucht.“

Und dann auch das noch: Bundespräsidentschaftskandidat der Linken; halb zogen sie ihn, halb sank er hin.

War es, um sich Gehör zu verschaffen? Um sich selbst zu genügen?

Es ging Peter Sodann im Grunde immer darum, der Welt ein wenig zu ihrem Glück zu verhelfen, sie zu verbessern.

Peter Sodann: „Ich glaube, die Welt muss doch verändert werden, die Verhältnisse, die dazu führen, dass der eine arm ist und der andere reich. Deswegen gefällt mir der alte Spruch von Brecht aus dem ABC „Armer Mann und reicher Mann“, ich zitiere ihn immer wieder, weil er verblüffend einfach ist und eigentlich die ganze Menschheitsgeschichte in sich trägt: Armer Mann und reicher Mann standen da und sahn sich an und der arme sagte bleich, wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.“  

Egal woher der Wind wehte, Sodann blieb von aufrechter Natur. Die Bücher, die er in Staucha um sich versammelt hatte, waren wie Gefährten seines Lebens. Es waren festgehaltene Gedanken, über die Liebe, das Dasein, die menschliche Gesellschaft; aufgeschriebene Erfahrungen. Zeitzeugen des Lebens wie Peter Sodann, der uns im besten Fall was mit auf den Weg geben konnte. „Wohltun, wo man kann. Freiheit über alles lieben. Wahrheit auch sogar am Throne nicht verleugnen. Mehr geht nicht.“

Denn seinem Lebensmotto blieb er auch in seinem Lebensfazit treu.

 

Jens-Uwe Korsowsky/Steffi Theuring